Stellen Sie sich vor, Sie erhalten ein nettes und zuvorkommendes E-Mail von einer Kollegin und freuen sich darüber. Was Sie nicht wissen können, ist, dass das auf den ersten Blick sehr persönliche Mail von ChatGPT generiert wurde.
Wenn Sie es je erfahren würden – wie fühlten Sie sich? Möglicherweise als ziemlich respekt- und stillos behandelt. Dieses Szenario ist längst keine Fiktion mehr, sondern Realität. Gemäss Umfragen greift bereits eine beträchtliche Anzahl von Privatpersonen, KMU und Gewerbebetriebe auf ChatGPT zurück, um E-Mails zu verfassen oder sogar Werbetexte zu «optimieren».
Eine neue Ebene der Kommunikation
Es ist eine neue Ebene in der Kommunikation, dass wir Maschinen persönliche Mails oder Briefe schreiben lassen. Der Prompt dazu könnte dann so lauten: Bedanke dich bei Kunde Hans Muster für die Bestellung. Sag, dass wir uns freuen. Wenn er Fragen hat, kann er uns anrufen. In drei Sekunden ist das Fake-Mail geschrieben, ins Outlook kopiert und unterwegs zum Kunden.
Diese Praxis erstreckt sich zunehmend auch auf redaktionelle Inhalte sowie Geschäftsberichte und Website-Texte, die immer öfters aus dem unendlichen Fundus des World Wide Webs stammen.
Sprache wird zum Einheitsbrei
Die Verwendung von ChatGPT hat ihren Preis: Sie führt zu einer sprachlichen Uniformität, die es schwierig macht, sich durch Individualität oder Alleinstellungsmerkmale sprachlich hervorzuheben oder abzugrenzen. Der Grund dafür: Alle zapfen den gleichen Topf an.
Zudem werden durch KI die schlimmsten Phrasen und Floskeln wiederbelebt, die längst als abgeschafft galten. «Bezugnehmend auf unser freundliches Telefongespräch», «steht jederzeit gerne zur Verfügung» und «hofft, mit diesen Angaben gedient zu haben» sind nur einige Beispiele dafür. Zudem ignoriert ChatGPT konsequent die weibliche Form.